In den folgenden Zeilen möchte ich kurz meine Erwartungen und Erfahrungen des sechswöchigen Praktikums im Jenaer Frauenhaus reflektieren.
Zunächst einige Worte zu meiner Person: ich studiere in Jena Erziehungswissenschaften und absolviere im Rahmen meine Hauptstudiums dieses Praktikum. Warum sollte es ein Praktikum im Frauenhaus sein? Während meines Studienablaufs belegte ich das Seminar „Gewalt in der Familie“. Langsam tasteten wir uns damals über Definitionen, begrifflichen Abgrenzungen und einzelnen spezifischen Aspekten an die Problematik heran.
Theorie ist nun die eine Seite. Wo allerdings bleibt der praktische Bezug? Ich wollte mehr über die Anti-Gewalt-Arbeit im Frauenhaus erfahren. Was gibt es für Präventionsmaßnahmen? Wie sehen Kriseninterventionen aus?
Sicher konstruierten sich in meinem Kopf auch verschiedene Bilder von betroffenen Frauen und ihrer Situation. Letztendlich machte ich die Erfahrung, dass wirklich jeder von häuslicher Gewalt betroffen sein kann und jeder in die Lage kommen kann, Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen und müssen. Weder Alter, Herkunft noch Nationalität spielen dabei eine Rolle.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist es auch den Frauen die Hemmschwelle zu nehmen und die Möglichkeit zu geben, sich Hilfe zu suchen und eine Beratung wahrzunehmen. Dabei spielt Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenarbeit von verschiedenen Einrichtungen eine große Rolle. Mir wurde die Möglichkeit gegeben an der LAG-Sitzung (Landesarbeitsgemeinschaft) sowie an einem Arbeitsgruppentreffen teilzunehmen.
Außerdem fand in der Zeit meines Praktikums eine Spendendankveranstaltung und eine Auftaktveranstaltung „20 Jahre Frauenprojekte der Stadt Jena“ statt. Bei dem zuletzt genannten erfuhr ich u.a. Einiges über 20 Jahre Anti-Gewalt-Arbeit: wie viele Frauen im Frauenhaus Zuflucht suchten, welche Aktionen und Projekte im Laufe der Jahre entstanden (z.B. „Jenaer Männer gegen Gewalt an Frauen“ und Migra, ein Unterstützungsprojekt für Migrantinnen) und zu welchen Veränderungen es gekommen ist (Einführung des Gewaltschutzgesetzes und des Anti-Stalking-Gesetzes).
Zudem erhielt ich durch die Verteilung von Flyern und Visitenkarten einem Überblick mit welchen Stellen das Frauenhaus kooperiert.
Einblick in die fallspezifische Arbeit erhielt ich durch die Hospitation bei Beratungsgesprächen (natürlich nur, wenn die Frau mit meiner Anwesenheit einverstanden war), den Umgang mit den Frauen und das Erleben des Alltags in der Frauenschutzwohnung (gemeinsames Kochen und Beisammensein) sowie der Begleitung zu verschiedenen Ämtern. Zudem hatte ich immer die Möglichkeit mich selbstständig in einer kleinen Bibliothek über die Thematik häusliche Gewalt zu informieren sowie aktuelle Studien zu lesen. Zugleich haben sich die Mitarbeiterinnen stets Zeit für meine Fragen genommen, sowie mir die Rahmenbedingungen des Frauenhauses (z.B. die Finanzierung) erklärt.
Vielen Dank für die Möglichkeiten, welche mir im Praktikum eröffnet und die Hilfen, die mir von den Mitarbeiterinnen im Frauenhaus gegeben wurden.